Guter Schlaf ist wichtig, da wir im Schlaf nicht nur unsere Batterien aufladen, sondern auch Gedächtnisinhalte verarbeiten und Muskulatur aufbauen.
Dr. Rainer Popovic
Präsident der Österr. Ges. für Schlafmedizin, Leiter des Schlaflabors im Franziskusspital, Wien und Landesklinikum Melk
Das Schlafbedürfnis ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Dieses Bedürfnis sollte aber täglich auf’s Neue befriedigt werden. Gesunder Schlaf ist ein wertvolles Gut, das man erst zu schätzen weiß, wenn man es einmal nicht mehr hat. Oft sind die Ursachen für Schlafstörungen nur kurzzeitige, wie bei postoperativen Schmerzen oder Prüfungsstress. Sie benötigen keine Intervention, weil sie selbstlimitierend sind.
Anhaltend gestört
Anders sieht es bei chronischen Schlafstörungen aus, die definitionsgemäß ein Bestehen über mehrere Monate oder gar länger voraussetzen. Hier sollte im Regelfall immer ein Spezialist herangezogen werden, der der Ursache auf den Grund geht. Dabei erfordern organische Ursachen (chronische Schmerzen, Schlafapnoe, Schnarchen des Bettnachbarn) und nicht-organische Störungen (Grübelzwang, Depressionen) höchst unterschiedliche Vorgangsweisen. Aber immer steht die Ursachenbekämpfung im Vordergrund.
Morgenstund’ …
Grundsätzlich sollten aber immer die „Grundregeln der Schlafhygiene“ beachtet werden (s. Kasten). Diese betreffen die optimalen Umgebungsbedingungen sowie das Verhalten vor dem Schlafengehen. Außerdem hängt gesunder Schlaf nicht nur von der Zeit ab, die man im Bett verbringt. Vielmehr zählt das Befinden am Morgen danach. Wer ausgeruht und erholt aufsteht, braucht sich keine Sorgen zu machen. Trifft das aber nicht zu, geht dies immer nur auf Kosten des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit.
Kritik der Gewohnheit
Zunehmender Arbeitsdruck als Zeichen unserer Zeit ist genauso schlafstörend wie die Überforderung durch multimediale Reizüberflutung oder das Schnarchen des Bettnachbarn. Hier kann nur ein selbstkritisches Analysieren mit nachfolgender Korrektur der Vorgänge Abhilfe schaffen.
Tatsache ist jedenfalls, dass man sich auch oft an leichte chronische Schlafstörungen gewöhnt, sie dann als „normal“ empfindet oder dem Alterungsprozess bzw. den Umgebungsbedingungen und den damit verbundenen Änderungen zuschreibt. Die im Internet mittlerweile zahlreich angebotenen Apps zur Analyse des Schlafs oder des Schnarch-Ausmaßes sowie das den Schlafstadien gerechte Wecken können als Hilfestellung verwendet werden, sind aber bei der Lösung des schlafstörenden Problems meist nicht nützlich.