Wenn die Piazza zum Wohnzimmer, der Opernsänger zum Winzer und eine Anleitung zum Nichtstun Seelennahrung werden, dann sind Sie höchstwahrscheinlich in Italien angekommen.
Martin Martschnig
Genussreiseveranstalter
Es ist schon kurios. Wann immer ich die letzte Tunnelkette auf der A23 nördlich von Udine Fahrtrichtung Süden passiere, passiert es. Die Schulter entspannt sich, der Knoten im Bauch löst sich, mein fahrbarer Untersatz verspürt die Gelassenheit eines 12-Zylinders aus Maranello in seiner motorhaubenbezogenen Begrenztheit und die Gedanken entsinnen sich ihrer Flugfähigkeiten.
Höchste Zeit, an der nächsten Raststätte einen ersten Ristretto zu nehmen. Selbst der Lärm der vor sich hingurgelnden, dampfdüsenden Espressomaschine in Kombination mit dem Klappern der dickwandigen Tassen in der Einflugschneise des Siebträgers erscheint einem als röstduftverströmende Symphonie. Und da spreche ich noch nicht von den Assoziationen beim Biss in ein noch lauwarmes, mit Crema gefülltes Brioche! Verwegen stelle ich die These auf, das der Genuss in Italien wie eine Liebesbeziehung gesehen wird.
Oder vielmehr wie eine Leidenschaft, der man nur zu gern erliegt. Wen wundert’s, da man schon beim Vorspiel, scusate, der Vorspeise, vulgo Primo piatto, einen simplen Teller Tagliatelle vor sich habend stets nur eine Gabeldrehung von einem Gaumenschmeichler entfernt ist. Ohne die Liebe zu sich selbst und zum Produkt wäre das nicht möglich. Man nehme also profundes Wissen um die Materia prima, vermengt diese mit Traditionsbewusstsein, einem Anflug Innovation und schmeckt mit einer Brise Improvisationsgabe ab. Womit eigentlich jeder mitreden kann, was in Italien von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Daraus entstehen wunderbar ausufernde Gespräche, die sich stundenlang um scheinbar banale Dinge wie die Variante eines Sugos drehen, ohne jemals zu einer Nudlerei zu werden.
Dieses Lebensgefühl in Form von Genussreisen an ein Kost-affines Publikum zu vermitteln, habe ich zu meinem Lebensinhalt gemacht. Bei jeder Erkundungstour treffe ich auf Menschen, die sich die Bewahrung dieses einzigartigen Schatzes zur Aufgabe gemacht haben. Wahrscheinlich ist dies das „Italienische Genussrezept“!
Weitere Informationen können Sie unter www.italissimo.at erfahren!
